NEUE REGELN AB 1. JULI

Eine Neuerung beim Kopftreffer, die Einführung einer Anwurfzone und eine Anpassung beim passiven Spiel: Der Handball-Weltverband IHF greift sechs Jahre nach der letzten großen Weichenstellung erneut in das Regelwerk ein. Ab dem 1. Juli gelten diese Regeln auch bei uns.

Die wohl am einfachsten verständliche Neuregelung: Die erlaubte Passanzahl beim passiven Spiel wird reduziert. Nachdem die Schiedsrichter den Arm gehoben haben, sind nun nur noch vier Pässe gestattet; bereits der fünfte Pass wird abgepfiffen. So sollen die teilweise sehr langen Spielphasen, die sich durch die bislang erlaubten sechs Pässe ergeben, verkürzt werden.

TVC-Neucoach Janik Köhler begrüßt diese Änderung ausdrücklich: „Das ist eine Regeländerung pro Abwehr – und das befürworte ich.“ Köhler ist allerdings auch gespannt, ob die Schiedsrichter immer zum selben Zeitpunkt den Arm heben werden. Der ehemalige Abwehrrecke hätte sich aber sogar noch mehr gewünscht: „Ich bin für die Einführung einer Shot-Clock.“ Bei dieser Idee würde eine feste Zeitspanne für einen Angriff bestehen – ähnlich wie beim Basketball – und es bestände somit ein objektives Kriterium für das Zeitspiel.

Die zweite Regeländerung – die Einführung eines als Anwurfzone bezeichneten Mittelkreises – wird sich ebenfalls auf die Spieltaktik auswirken. „Das Spiel wird viel schneller, die Ausführung des Anwurfs einfacher für die angreifende Mannschaft“, fasst Köhler zusammen.

Bislang musste beim Anwurf nach einem Torerfolg ein Fuß innerhalb eines eng begrenzten Sektors auf der Mittellinie stehen. Das wird ab dem 1. Juli anders sein, wenn eine Anwurfzone in Form eines Mittelkreises (Durchmesser: vier Meter) geschaffen wird. Die Ausführung des Anwurfes darf künftig innerhalb dieser Anwurfzone auch in der Bewegung erfolgen (Schrittregel zählt nicht). Bislang forderte das Regelwerk im Handball keinen Mittelkreis. In vielen Hallen ist jedoch der Mittelkreis des Basketballfeldes (Durchmesser: 3.60 m) aufgezeichnet. Der HVN gestattet die Nutzung dieser Linien. Dies gilt auch für die TVC-Halle, wo der Mittelkreis seit Jahren optisch vom TVC-Sponsor „Hagen und Hagen“ hervorgehoben wird.

Bei der dritte Änderung im Regelwerk geht es um Kopftreffer bei den Torhütern. Die Situation ist bekannt und sorgt häufig für Aufregung: Freier Durchbruch von den Außenpositionen, vom Kreis oder aus dem Rückraum in die Nahwurfzone – dann ein Kopftreffer beim Torwart. Viel Radau in der Halle, keine Strafe für den Schützen. Denn: Bislang wurden einzig und allein Kopftreffer beim Torwart nach einem Siebenmeterwurf mit der Roten Karte sanktioniert, sollte sich der Torhüter nicht bewegt haben. Nun gilt grundsätzlich: Nach einem Kopftreffer aus unbedrängter Situation heraus soll der Angreifer mit einer 2-Minuten-Zeitstrafe belegt werden. Bei einem Kopftreffer vom Siebenmeterpunkt aus bleibt die Rote Karte weiterhin das Mittel der Wahl für die Unparteiischen.

Köhler: „Ich unterstelle keinem Spieler im Handball eine Absicht. Ziel sollte ja nunmal immer sein, ein Tor zu erzielen. Trotzdem ist dieser zusätzliche Schutz des Torhütes gut. Der eine oder andere Schütze reduziert zukünftig sicherlich das Risiko für einen Kopftreffer.“

Während die Mannschaften nun ihre Spieltaktiken auf die neuen Regeln ändern müssen, bedarf es für die 800 Schiedsrichter in der Handballregion West-Niedersachsen Schulungsbedarf. Zu 18 Fortbildungen hat SR-Wart Olaf Ammerich (Cappeln) seine Kollegen in diesen Sommer eingeladen.

Die IHF hat übrigens auch eine vierte Regeländerung beschlossen: Das internationale Regelwerk erlaubt künftig abweichende Normen für harzfreie Bälle. Diese dürfen kleiner und leichter sein als es den aktuellen Ballgrößen entspricht. In Deutschland findet diese Regelung allerdings keine Anwendung.